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Beobachtungen:

Werk-Tanne       "Russen Friedhof"


Fährt man die B241 von der Altenauer Straße in Richtung Braunlage, so findet man in der Nähe der Pfauenteiche einen Hinweis auf eine Kriegsgräberstätte.
Hier ruhen die sterblichen Überreste vieler russischer Zwangsarbeiter. Aus zwei Stelen sind Namen und Daten genannt.
Es handelt sich um mindestens 135 hier begrabene Opfer.    (44 + 64 + 18 + 9 = 135)

Wie schon an anderer Stelle beschrieben, zeichnen sich Gräber auf Friedhöfen häufig als spürbare Strukturen ab. friedhof.htm
Diese Methode erlaubt in diesem Falle Angaben zur Anordnung (Lage und Ausrichtung) sowie zur Frage, ob einzelne oder mehrere Tote nebeneinander in ein Grab gelegt wurden.

An diesem Friedhof gibt es offensichtlich Einzelgräber und auch Stellen, an denen mehrere Personen unmittelbar nebeneinander begraben wurden. Vermutlich hat man nach besonderen Ereignissen z.B. nach dem Bombenangriff am 7.10.1944 viele Tote gleichzeitig beerdigen müssen. Die Spuren der Gräber wurden am 20.6.2010 ermittelt und deren Maße aufgezeichnet


N51 48 04.0 E10 21 44.6
Luftbild     werk-tanne-friedhof.kmz


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Zwei Tage nach der Ermittlung der Spuren kommt am 22.06.2010 eine Information von der Samtgemeinde Oberharz bezüglich eines weiteren Grabsteines in Betonguss:

Am 17.10.1963 hat man 17 russische Kriegstote von Gadenstedt, Krs. Peine, nach Clausthal umgebettet.
Die Umbettung geschah aufgrund einer Verfügung des Regierungspräsidenten Hildesheim und unter Beaufsichtigung des damaligen Staatshochbauamtes.

Offensichtlich hat man einen von dort mitgebrachten Obelisken mit den Namen der Toten hier nicht wieder aufgestellt, sondern eine an die andere Säule angepaßten Gedenkstein angefertigt und errichtet.


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Abb. 01: An der B241, der nordöstlichen Umgehung von Clausthal, findet man diesen Hinweis. (FB)
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Abb. 02: Nach einer kurzen Wegstrecke kommt man an diese Pforte innerhalb einer großen Hecke aus Hainbuchen. (FB)
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Abb. 03: Ein Luftbild von 1945 zeigt, wie die Situation am Endes des zweiten Weltkriegs war.
Die dreieckige Fläche innerhalb der hellen Markierung ist der "Russen Friedhof". Das dunkle Rechteck links daneben dürfte eine Baracke sein.
Nördlich (oberhalb) vom Friedhof führt ein Graben das Wasser der Dorotheer Rösche parallel zum Ufer des Unteren Pfauenteiches in Richtung Clausthal. Rechts ist der Damm des Mittleren Pfauenteiches, weiter oben sieht man das Fabrikgelände. Die Zwangsarbeiter werden über diesen Damm in die Fabrik gelangt sein.
Auf dem Geländes des Friedhofes sind sieben Reihen mit parallelen dunklen Linien zu erkennen. Erdhügel?
(Luftbild der Alliierten Streitkräfte April 1945)
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Abb. 03a:  Vor dem Kurhaus gab es einen kleinen Garten in Form eines Dreiecks.
Hier befindet sich heute der Friedhof.

          aus werk-tanne-drei.htm
Abb. 06: Vom Damm des Mittleren Pfauenteiches, im Vordergrund der Untere Pfauenteich (Sammlung Seidel ??)
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Abb. 04: Blick vom Damm des Mittleren Pfauenteiches. Der Friedhof liegt unterhalb, seine Spitze beginnt am linken Bildrand etwa bei den Bäumen
Mehrere Gräben der Wasserwirtschaft führen hier das Wasser vorbei.
Rechts im Hintergrund sieht man den Teichgrund das abgelassenen Unteren Pfauenteiches mit hellen Ablagerungen von der Säureneutralisierung. (FB)
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Abb. 05: Blick von der nordöstlichen Spitze des Friedhofes nach Südwesten zum heutigen Eingang.
Zwei große Steinquader tragen die Namen der Begrabenen. (FB)
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Abb. 06: Auf diesem Bild ist die Hecke noch nicht belaubt. Blick vom Eingang in Richtung zum Unteren Pfauenteich, im Hintergrund das Fabrikgelände. (FB)
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Abb. 07: Die erste Stele trägt kyrillische Schriftzeichen, die zweite lateinische. (FB)
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Abb. 08:      Ewigen Ruhm  Euch, den Opfern des Faschismus
Nach dem Vorbild aus Gadenstedt?        (FB)
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Abb. 09: Fünf Namen mit Geburts- und Sterbedaten der Toten aus Gadenstedt

Ivaneshchenko, Grigorye  24.5.1905-28.11.1942
Kostov, Iwan  4.1.1917 - 19.12.1942
Tschernota, Alexander  19.7.1919 - 15.1.1943
Jarov, Semyon  14.9.1911 - 8.2.1943
Markin, Philipp  6.5.1906 -17.1.1943
 (FB)
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Abb. 10: Sieben Namen mit Geburts- und Sterbedaten der Toten aus Gadenstedt

Demiov, Aktin  8.9.1906  - 5.3.1942
Malcev, Iwan  19.8.1922 - 4.9.1942
Efremov, Nikolay  29.6.1922  - 2.12.42
Elizarov, Nikolay  6.5.1917 - 14.9.1942
Biserov, Nikolay  15.7.1905 - 25.9.1942
Martschuch, Aleksey  17.4.1906 - 29.9.1942
Podkovij, Nikita  5.5.1903 - 13.10.1942
 (FB)
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Abb. 11: Fünf Namen mit Geburts- und Sterbedaten der Toten aus Gadenstedt

Finachin, Jacob   7.2.1915  -  20.10.1942
Gorenko, Mikhail  15.9.1905  -  22.10.1942
Khrapecrov, Fyodor  10.7.1919  - 24.10.1942
Korockov, Konstantin  11.7.1912  -  14.11.1942
Lasarev, Aleksey  7.5.1904  -  17.11.1942
 (FB)
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Abb. 11a: Der frühere Stein mit den Namen, vermutlich aus Gadenstedt. (FB)
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Abb.12 : links ab Mitte:  64 Hier begrabene Russ. Staatsangehörige.  (FB)
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Abb. 13:  
ab linkem unteren Drittel:       18 hier begrabene Russ. Kriegsgefangene,
 unten:                                9 unbekannte Russen
rechts, oben:                44 Russ. Staatsangehörige, gefallen beim Fliegerangriff 7.10.1944 
 


/Pietsch 1998/    S.   124 und S. 173
Opfer der Bomben 7.10.1944
7 russische Zwangsarbeiter
42 russische Zwangsarbeiterinnen (alphabetisch)
Wasili Egerosw
Leonid Heseler
Jakob Karabanjew
Ljübow Kopez
Iwan Kowalenko
Iwan Motafschuk
Wladimir Radugin



Pascha Alnikowa
Alexandra Anischtschenko
Marfa Barabasch
Klauwa Besmertna
Marija Bublik
Efrosinja Burakowa,
Odizinschka Dobnia
Maria Elisewkina
Katarina Fedortschenko,
Wera Fedorowa
Marija Fedotschuk
Nadija Gordienko
Anastasie Hajworonskaja
Pascha Horkawa
Afina Jefemiadia
Anastasia Jeni
Anna Kochanowskaja
Maria Kosakowa
Paraska Kriwolaczink
Warka Kuteluk
Maria Lelukowa
Tatjana Lomonosowa
Marija Lukjanenko
Alexandra Malawkina
Anna Minjurna
Marfa Mirischnizienko
Wera Mustawa
Klawa Nedeewa
Emelja Ometschuk
Olga Osipschuk
Orina Owczarenko
Vera Pawlikowa
Olga Rjasanzewa
Valentina Rogowa
Schenja Schetirina
Nina Schischkina
Lida Sibina
Maria Swyridenko
Vera Timochina
Polina Timoschenko
Anna Tschumatschenko
Maria Zuk

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Abb. 14: Ein Maßband wurde von der hinteren Spitze (0 m) bis zum Eingang (ca. 46 m) ausgelegt.
Mit rotweißen Bändern wurden die spürbaren Zonen (Gräberreihen?) markiert.
Das Foto zeigt die Streifen in der Nähe des Eingangs.
Original date/time: 2010:06:20 09:09:04
(FB)
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Abb. 15: Streifen in der Nähe der mittleren Stele (FB)
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Abb. 16: Blick von der Spitze in Richtung Eingang (FB)
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Abb. 17: Die spürbaren Zonen mit den vermuteten Einzelgräbern verlaufen quer zur langen Meßachse. Reihe 2:   7,75 m - 12,0 m  (FB)
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Abb. 18: Die Grenzen der spürbaren Zonen wurden zunächst mit Zelthäringen markiert und anschließend mit rotweißem Band für die Fotos besser sichtbar gemacht. (Reihe 8  bei 44,05 m) (FB)
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Abb. 19: Spürbare Strukturen auf dem Gelände. Die Spitze oben zeigt in Richtung Pfauenteich, unten ist der Eingang.
Geht man vom Eingang bis zur Spitze, lassen sich acht Bereiche mit erhöhter spürbarer Intensität beobachten, die hier maßstäblich eingezeichnet sind.
Die hinteren Reihen 1 bis 4 weisen einzelne spürbare Strukturen (Gräber?) auf,
die Reihe 5 ist nahezu unstrukturiert.
In der Reihe 6 gibt es Gruppen zu 1, 2, 3 und 4 Strukturen (Mehrfachgräber?)
In der Reihe 7 kann man neben kleineren Strukturen an beiden Seiten auch eine sehr große Fläche finden (Massengrab?, nach Bombenangriff von 1944?).
In der vorderen achten Reihe gibt es wieder Gruppierungen (3, 4 und 6) und einzelne Strukturen (1).
Es ist anzunehmen, daß die ersten Gräber in der Spitze (Reihe 1) angelegt wurden?

Spüren von Gräbern: friedhof.htm

Das Maßband lag zwischen Spitze (0,0 m) und Eingang (ca. 46 m).
Am Maßband abgelesene Postitionen der Markierungen (Meter)
Reihe 1:    1,8 - 5,75
Reihe 2:   7,75 - 12,0
Reihe 3: 15,65 - 18,8
Reihe 4: 21,15 - 23,75
Reihe 5: 25,5   - 28,3
Reihe 6: 29,25 - 32,55
Reihe 7: 34,85 - 39,05
Reihe 8: 40,95 - 44,05

Der Vergleich mit dem Luftbild zeigt Übereinstimmung bei den unteren sieben Reihen (Nummer 2 bis 8).
Die Reihe 1 in der Spitze ist auf dem Foto nicht zu erkennen.
 
Original date/time: 2010:06:20 14:13:23
 (FB)
GPS-Daten der inneren Umrandung

    627    20-JUN-10 9:56:20    N51 48 03.6 E10 21 44.2    574 m   
    628    20-JUN-10 9:56:38    N51 48 03.2 E10 21 44.9    570 m  
    629    20-JUN-10 9:57:20    N51 48 04.7 E10 21 45.6    565 m  
    630    20-JUN-10 9:58:08    N51 48 04.2 E10 21 43.1    569 m  
    631    20-JUN-10 9:58:31    N51 48 03.6 E10 21 44.2    569 m  





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